Gemeinde H�ffenhardt

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Jüdisches Leben in Hüffenhardt

Seit dem 30. März 2021 ist Hüffenhardt Partnergemeinde des Vereins Jüdisches Leben Kraichgau e. V.
Dies stand als Notiz zum Festjahr 1700 JILD (Jüdisches Leben in Deutschland) am 9. April 2021 im Amtsblatt der Gemeinde.
 
Der Kraichgau hatte bis zur vollen Emanzipation der Juden in Baden 1862 in jedem zweiten Dorf auch jüdische Bevölkerung.
Etliche Dörfer hatten deshalb zumindest einen Gebetssaal in einem Wohnhaus, der auch als Gemeindesaal diente, oder zum Lernen als sogenannte „Schul“.
Hüffenhardt hatte auch eine kleine Synagoge; sie stand an der Ecke Reisengasse/Bohnengasse.
Nichts erinnert mehr an sie.
Wer weiß noch, dass es hier auch jüdische Hüffenhardter gab?
 
Ihre Gemeinde ist auch deshalb Partnergemeinde von Jüdisches Leben Kraichgau geworden, weil es wichtig ist, die jüdische Geschichte in die Ortsgeschichte zu integrieren. Die Gemeinde hat einen ersten Schritt getan.
Die jüdischen Hüffenhardter haben, wie in den anderen Gemeinden des Kraichgaus auch, wesentliche Anteile an der wirtschaftlichen Entwicklung Ihrer Ortschaft gehabt.
Dies ist für kleine und größere Gemeinden und Städte, im Kraichgau und überall, wo Juden lebten, in den Archiven belegt.
Die jüdische Bevölkerung wollte dazugehören und hat ihr Bestes gegeben, getreu dem biblischen Motto:
„Suchet der Stadt Bestes. ... Denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s euch auch wohl.“, Jeremia 29,7 ff
(Luther-Übersetzung).
 
Die großen und die kleinen Gemeinden des Kraichgaus, in denen es jüdische Bevölkerung gab, sind schon seit vielen Jahren auf dem Weg, die jüdische Geschichte in ihre eigene zu integrieren.
Das ist segensreich für die Bevölkerung.
 
Die dunkle nationalsozialistische Vergangenheit soll uns nicht davon abschrecken, und auch unsere eigene Familiengeschichte brauchen wir nicht weiter verdrängen.
Denn im jüdisch-biblischen Denken gibt es keine „Erb-Schuld“, sondern nur die persönliche Schuld.
Kinder und Enkel „haften“ nicht für ihre Eltern und Großeltern.
Das heißt, wir alle sind „nur“ für das HEUTE verantwortlich.
 
Und genau darum geht es.
Das haben mir meine jüdischen Freunde in all’ den Jahrzehnten immer wieder ans Herz gelegt:
Wir tragen für das, was jetzt geschieht, die Verantwortung.
Unser früherer Bundespräsident Richard von Weizsäcker drückte es so aus:
„Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.
Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will,
wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“
 
Deswegen möchte ich der Gemeinde Mut machen, die jüdische  Ortsgeschichte in die Hüffenhardter Geschichte zu integrieren und auch die Namen derer nicht zu vergessen, die während der Zeit des Nationalsozialismus als Hüffenhardter Bürger vertrieben und in Konzentrationslagern ermordet wurden. Der erste Schritt ist getan.
 
Dadurch, dass wir uns an die Menschen erinnern, erlangen auch die ehemaligen Hüffenhardter Männer, Frauen und Kinder ihre Menschenwürde zurück. Ihre Namen sollen nicht vergessen werden.
 
Darüber hinaus ist es wichtig, dass auch der Ort, an dem früher die kleine Synagoge stand, nicht in Vergessenheit gerät.
 
Herzlichen Gruß aus Eppingen
Elisabeth Hilbert
 
1. Vorsitzende
Jüdisches Leben Kraichgau e. V.
www.jlk-ev.de
E-Mail-Adresse: h.e.hilbert(@)web.de