Gemeinde H�ffenhardt

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Die Geschichte von Kälbertshausen

Das Dorf wird erstmals 976 urkundlich erwähnt. Die Besiedlung erfolgte jedoch schon viel früher; vieles deutet darauf hin, dass es sich um eine keltische Siedlung handelt. Die älteste Schreibweise ist (1150) "Husen"; 1325 hieß es dann "Kelwartzhusen", 1440 "Kelwershusen" und 1483 "Kelwertshausen." Aus Kelwartzhusen oder Kelwartshausen lässt sich die Bezeichnung "Haus des Kelwart" ableiten. In anderen Beschreibungen ist aber auch der Name "Köhlwartshausen" aufgetaucht, der auf "Köhler" schließen lässt, denn in unserer früher sehr waldreichen Gegend war der Beruf des Köhlers stark verbreitet. Im Gewann Rodland konnte man noch in diesem Jahrhundert große schwarze Flecken im Erdreich sehen, die auf Kohlenmeiler schließen lassen. Diese Köhler könnten dem Dorf den Namen gegeben haben.

Auf eine frühe Ansiedlung durch die Römer deutet das sogenannte "Steinhäuser Schloss" hin. Dabei handelt es sich nicht um eine alte Befestigungsanlage, sondern um eine ehemalige römische "Villa Rustica". Diese Bauernhöfe hatten die Aufgabe, die römischen Soldaten, die den Limes bewachten, mit den notwendigen Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu versorgen. Die ursprüngliche Villa Rustica war vermutlich auch viel größer als man auf Grund des kleinen Hügels vermuten könnte. Leider sind durch den Straßenbau 1968 wohl alle bis dahin noch vorhandenen Überreste und Mauern zerstört worden und durch die Straßenaufschüttung endgültig verschwunden. Wie fast überall in unserer Gegend, wurden auch in Kälbertshausen von der Bevölkerung die wertvollen Steine dieses verfallenen Gebäudes für Bauzwecke im Dorf verwendet und in einigen Gebäuden befinden sich Steine oder Bögen, die eindeutig 2000jährigen, römischen Ursprungs sind.

Ein ganz besonderer Stein war der von Dekan Wilhelmi 1831 in der Kirchhofmauer entdeckte Votivstein, der 1863 entfernt und nach Karlsruhe transportiert wurde. Es handelt sich dabei um einen Altar aus rotem Buntsandstein. Er ist der Göttin Viroddhis geweiht und trägt die Aufschrift:
IN.H = IN HONOREM DOMUS DIVINAE
DAE VIRRODD... = DEAE VIRROD...
AVITA.MAX M = AVITA MAXIMI
NI.V.S.L.L.M = NI.Votum.Solvit.Libens.Laetus.Merito

Frei übersetzt heißt dies: "Avita, Tochter des Maximianus, hat ihr Gelübde eingelöst, froh und freudig wie es IHR (der Göttin Viroddhis) gebührt." Es ist zu vermuten, dass der Stein nicht mehr ganz in seinem Originalzustand ist - insbesondere die Opferschale deutet auf eine nachträgliche Veränderung hin. Ein Duplikat dieses Steines steht heute an der Abzweigung nach Bargen am Dr.-Luckhaupt-Platz.

In einer weiteren überlieferten Aufzeichnung ist auch in Kälbertshausen - ähnlich wie in Hüffenhardt - von urgeschichtlichen Gräbern, die allerdings im Gegensatz zu den Hüffenhardtern nicht geöffnet wurden, die Rede. Die Grabhügel befinden sich in der Nähe des Sportplatzes im Wald.

Ein neuer Markstein in der geschichtlichen Entwicklung der Gemeinde wird im 15. Jahrhundert gesetzt. Das Dorf wurde von Engelhard von Weinsberg zu je einem Drittel an die Grundherrschaften der Herren von Helmstadt, von Gemmingen-Guttenberg und von Gemmingen-Babstadt (später Hornberg) verkauft, die es bis 1806 in Besitz hatten.

Schlimmes hatte die Gemeinde im 30-jährigen Kriege durchzustehen. Durch Plünderung, Hungersnot und Pest war Kälbertshausen nach 1648 nahezu entvölkert. Im Jahr 1648 lebten hier noch 4 Familien, 1743 waren es dann wieder 31. In der Folgezeit wurden die hohen Bevölkerungsverluste durch Einwanderer aus der Schweiz und Tirol zum Teil ausgeglichen. 
Die Legende berichtet, dass die Bauern ihre Habe, die sie vor Plünderern schützen wollten, im Wald vergruben. Hierzu diente ein großes Erdloch, das damals "Habeloch" genannte wurde, im Laufe der Jahre wurde daraus "Haferloch."

Der relativen Ruhe in den nächsten 150 Jahren folgte die schwere Zeit der Franzosenkriege. Das Dorf wurde 1799 an einem Tag gleich zweimal geplündert. Ein Zeitzeuge berichtet: "Im August 1799 hatten Napoleons Truppen bei Mannheim den Rhein überquert und zogen über Wiesenbach und Reichartshausen nach Obrigheim. Am 21. Oktober stießen dann 1500 Mann über Kälbertshausen gen Wimpfen vor, dieser Vorstoß misslang jedoch und die Franzosen wurden bis Asbach zurückgedrängt." Auf diese Kriegshandlungen weisen wohl auch die Gewannbezeichnungen "Schanzwiesen" und "Bollwerk" hin.

Das 19. Jahrhundert brachte die Eingliederung nach Baden. Doch auch in dem neu gegründeten Großherzogtum standen schwere Zeiten bevor. Die Grundherrschaften verlangten weiterhin drückende Abgaben. Hinzu kam, dass 1816 eine schwere Hungersnot ausbrach, es hatte 300 Tage lang fast ununterbrochen geregnet und die Ernte war nahezu vernichtet. Für einen Teil der Bevölkerung musste 1817 eine öffentliche Speisung eingerichtet werden, ähnliche Situation war in den Jahren 1847 und 1851. Noch schlimmer war die Unwetterkatastrophe vom 31. August 1860. Orkanböen größten Ausmaßes fegten über die Gemarkung. Fast alle Dächer wurden abgedeckt, der Kirchturm abgerissen und die Spitze bis in die Nähe des Friedhofes geschleudert. In Feld und Wald entstanden so große Schäden, dass von der Großherzoglichen Regierung Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung eingeleitet wurden. Mit dem Holzerlös wurde ein neues Schulhaus gebaut, außerdem erfolgte die Ablösung der Schäfereischuld sowie die Tilgung der letzten Kriegsschulden aus der Napoleonzeit. Der Wald erholte sich erst wieder nach mehreren Rekultivierungsmaßnahmen ab 1893.

Die Notzeiten nach 1848 in den 50er Jahren und dann nach 1918 veranlasste eine ganze Reihe junger Kälbertshäuser, ein anderes Auskommen in Amerika zu suchen. Kälbertshausen war früher ein reines Bauerndorf. Nur die wichtigsten Handwerker wie Schmied, Schreiner, Wagner, Küfer, Maurer und Steinhauer waren vertreten. Die Struktur der Ortschaft hat sich vom einst landwirtschaftlich geprägten Ort zur fast reinen Wohngemeinde gewandelt.

Klaus Siegmann